Das Maerchen vom "Puls zur Fettverbrennung"

Das Maerchen vom "Trainings Puls zur Fettverbrennung":
Es war einmal ein schöne Prinzessin, die hatte alles: Gold, Schmuck, ein Schloss, viele Kleider...
Nur ein kleiner Schatten lag über ihrem perfekten Leben. Sie hatte ein wenig zu viel auf den Rippen. Ihre Fettpölsterchen bereiteten ihr Sorgen, stand doch ihre baldige Hochzeit vor den Toren.

Also rief sie eines Tages ihren Personal Trainer zu sich und bat ihn, ein Abnehm-Programm für sie zusammenzustellen, sodass sie doch in 8 Wochen schlank und rank vor den Altar schreiten könne. Verlangt - geliefert.
Und so begann die Prinzessin schon am nächsten Tag mit ihren Bewegungsübungen.
Nicht allzu heftig, denn etwas mochte sie außer ihrem Hüftspeck noch weniger: schwitzen.
Tage und Wochen vergingen, der Hochzeitstermin rückte näher und näher. Aber leider ...
Leider hat die Geschichte kein Happy End. Die Prinzessin verlor kein Pfund und musste wohl oder übel vollschlank vor den Altar (was ja eigentlich auch nicht so schlimm ist - oder?).

Aber wieso hatte sie keinen Erfolg? Wahrscheinlich hat sie falsch trainiert. Ihr Personal Trainer hat ihr ein Bewegungsprogramm im "Fettverbrennungsbereich" verordnet, d.h. bei einer Herzfrequenz von ca. 60 - 70% der maximalen Herzfrequenz. Also ein moderates Training - leider nicht sehr effektiv, zumal unsere Prinzessin noch etwas faul war und nicht länger als 30 Minuten jeden zweiten Tag trainierte.

Aber gibt es diesen magischen Puls zur Fettverbrennung überhaupt?

Dazu muss man unterscheiden zwischen relativem und absolutem Anteil der Fettverbrennung.
An sich ist es so, dass man relativ gesehen umso mehr Fett verbrennt, je weniger intensiv die körperliche Belastung ist. Allerdings ist aufgrund der geringen körperlichen Belastung der Energieumsatz auch niedrig und somit die absolute Menge an verbranntem Fett ebenfalls gering.

Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern:
Herr Langsam und Herr Forsch trainieren im Fitnessraum auf dem Crosstrainer.
Herr Langsam trainiert im "optimalen" Puls zur Fettverbrennung, nämlich bei ca. 60 - 70% der maximalen Herzfrequenz. Das bedeutet einen Puls von ca. 120.
Herr Forsch ist schon länger Mitglied im Fitnessclub, er trainiert mit einem Puls von 150 - 160. Beide trainieren 45 Minuten.

Schauen wir einmal, was passiert.
Ein Puls von 120/min (Herr Langsam) bedeutet: ungefähr 80% Fettverbrennung, 20% Glukoseverbrennung. Der Energieumsatz beträgt etwa 8 Kcal/Minute, das heißt:
Herr Langsams Puls zur Fettverbrennung lässt ihn ca. 6 Kcal/min an Fett verlieren. In 45 Minuten sind das 270 Kcal.
Und wie geht es Herr Forsch?
Bei einem Puls von 150 - 160/min sinkt der relative Anteil aus der Fettverbrennung auf ca. 50 - 60%, aber durch die höhere Intensität ist der Energieumsatz auch höher - etwa bei 16 Kcal/min. Der Verbrauch der "Fettkalorien" steigt auf etwa 8 pro Minute. Hochgerechnet auf 45 Minuten Training ergibt das 360 Kcal.

Herr Forsch hat also, obwohl der relative Anteil der Fettverbrennung viel geringer war, absolut gesehen am Ende doch die Nase vorne und ungefähr einen Drittel mehr "Fettkalorien" umgesetzt.

Dem sogenannten Puls zur Fettverbrennung liegt ein Denkfehler zugrunde - zugegeben: Ein sich hartnäckig haltender Denkfehler.
Herr Langsam müsste 60 Minuten trainieren, um den gleichen Effekt wie Herr Forsch zu erzielen.

Dass Sie mich nicht falsch verstehen, natürlich kann man mit verschiedenen Intensitäten Erfolg haben, aber so etwas wie DEN Fettverbrennungspuls gibt es nicht.



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